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1. Einführung2. Das städteplanerische Großprojekt "Ringstraße"3. Die Wiener Ringstraße – Eine repräsentative Prachtstraße des Historismus4. Die Wiener Ringstraße im Kontext von Geschichte und Politik5. Fazit und Reflexion. Die Wiener Ringstraße heute6. Weiterführende Inhalte und Links7. Fragen und Anregungen für den Unterricht8. Bildunterschriften
Dieses Smartwork widmet sich der Wiener Ringstraße als historisches Stadtentwicklungsprojekt, dem Ringstraßenstil als architektonische Epoche und der Wiener Ringstraße als Ort des öffentlichen und politischen Lebens in Wien von damals bis heute.
(1) J. Sydney Jones. Mauern wurden zu Fenstern, in: 1865, 2015. 150 Jahre Wiener Ringstraße. Dreizehn Betrachtungen, Metroverlag, Wien, 2014, S. 49.
| ![]() Wien 1, Ringstraße |
Die Wiener Ringstraße wurde auf Wunsch von Kaiser Franz Joseph (1830 – 1916) erbaut und am 1. Mai 1865 feierlich eröffnet. Heute umkreist „der Ring“ den historischen Stadtkern von Wien, den 1. Bezirk, mit einer Länge von 5.2 Kilometer. Das städtebauliche Projekt öffnete die ehemaligen Stadtgrenzen durch die Ein- und Anbindung der umliegenden „Dörfer“ und Vorstädte. (2) Kraft eines kaiserlichen Erlasses wurde die Schleifung der ehemaligen Basteien (der Festungs- und Wehranlagen) veranlasst, die mittelalterlichen Stadtmauern aus dem 13. Jahrhundert zerstört und das sogenannte „Glacis“ (3) wurde durch den Bau eines modernen Repräsentationsboulevards zum Schauplatz prachtvoller Immobilen- und Stadtentwicklung. Die Ringstraße wird zur Grundlage der Entwicklung Wiens als eine der großen wirtschaftlichen und kulturellen Metropolen des 19. Jahrhunderts.
(2) So galt zum Beispiel der heutige Wiener 7. Gemeindebezirk „Neubau“ bis vor 1865 als eine Vorstadt Wiens. (3) Ein Wiesenstreifen rund um die Festungsanlagen, der bis zum kaiserlichen Erlass nicht verbaut werden und keinen die Verteidigung behindernden Bewuchs aufweisen durfte.
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Frei gewordene Grundstücke wurden als Bauparzellen an private Investoren verkauft und finanzierten damit die Umsetzung der staatlichen Repräsentationsbauten. Architektonisch steht die Ringstraße für einen Stilpluralismus, der als Ringstraßenstil in die Geschichte einging. Architekten aus dem In- und Ausland waren in der Hochbauphase zwischen 1860 und 1890 an dem Projekt Ringstraße beteiligt. Stilbildend war der sogenannte Historismus, der sich durch architektonische Rückgriffe auf ältere Baustile auszeichnet. Zahlreiche Baumeister (4) schufen Bauten vom Neoklassizismus, bis zur flämischen Gotik, der Neogotik, über die Neorenaissance bis zum Neobarock. (5) Je nachdem welche Werte ein Gebäude repräsentieren sollte, entschied man sich für einen Rückgriff auf den jeweiligen Stil. Das Parlament ist im neo-attischen Stil gebaut, um auf die griechische Demokratie zu verweisen. Das Burgtheater ist im neobarocken Stil gehalten, um die Blütezeit des lustvollen Barocktheaters in seiner Architektur widerzuspiegeln. Im Laufe der Zeit gesellten sich Gebäude der Jugendstil-Architektur, sowie Bauten der Moderne neben die historischen Gebäude. 1913 wurde das k.k. Kriegsministerium gegenüber von Otto Wagners Postsparkasse eröffnet. Es gilt als abschließender Bau der Wiener Ringstraße.
(4) Die heutige Berufsbezeichnung Architekt bildete sich erst im 19. Jahrhundert im Zuge des ökonomischen und technischen Fortschritts durch die Industrialisierung heraus. Davor bezeichnete man den Architekten und den Bauingenieur als Baumeister. (5) Neo leitet sich von dem altgriechischen Wort néos ‚neu', ‚frisch', ‚jung', aber auch ‚ungewöhnlich',‚revolutionär' ab und bezeichnet in diesem Kontext das Wiederaufgreifen alter Baustile.
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Auswahl an Repräsentationsbauten im Ringstraßenstil
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![]() Wien 1, Luegerplatz | ![]() Zeitschriftenartikel "Joseph Binder. Wien - New York" (vom Bearbeiter vergebener Titel) |
Besiedelt von Repräsentationsbauten des Kaiserhofes, von repräsentativen Palais mit prunkvoll gestalteten Fassaden von Aristokraten mit gewaltigem Reichtum (6), aber auch von Institutionen der demokratisch-bürgerlichen Bewegung steht der Bau der Wiener Ringstraße auch dafür soziale Grenzen zu überwinden. Abgesandte des Kaiserhofes und Aristokraten und Aristokratinnen teilten sich die Ringstraße als öffentlichen Raum zunehmend mit allen Bürgern und Bürgerinnen. Rasch entwickelte sich die Wiener Ringstraße und seine anliegenden Kaffeehäuser, das Burgtheater oder das Ringstraßen Theater (7) zum lebhaften Treffpunkt der zunehmend modernen Bürger und Bürgerinnen Wiens. |
(6) 1902 kauft der Großindustrielle Adolf Gallia gemeinsam mit seiner Frau Ida eine Bauparzelle. Am Eckgrund am Stubenring entwarf der Wiener Architekt Jakob Gartner ein Gebäude im traditionellen Palaisstil. Nach dem Tod des Ehepaars wurde das Gebäude verkauft. Mitte der 1940er gab es keine angehörigen der Familie Gallia in Wien mehr, sie wurden vertrieben oder ermordet. Heute beherbergt das Haus im Untergeschoss das Cafe Prückl (ehemals Cafe Lurion), das in den 1950er Jahren von Oswald Haertl ausgestattet wurde. (7) 1881 brach während einer Vorstellung im Ringstraßen Theater am Schottenring ein Feuer aus, das 400 Leute in den Tod riß. Im später erbauten Sühnehaus lebte der Psychoanalytiker Sigmund Freud, der aber, nachdem sich eine Patientin eben an der Adresse im Stiegenhaus in den Tod stürzte, auszog. Allerdings verdanken wir dem Brand von 1881 die Erfindung des Feuervorhangs.
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Die Masse an historischem Bildmaterial, welches aus den unterschiedlichsten österreichischen Kultureinrichtungen auf www.kulturpool.at zu finden ist, berichtet von verschiedenen Kundgebungen. 1899 fand hier eine Kundgebung der Wiener Arbeiter statt. Die Ausrufung der Republik Deutschösterreich erfolgte am 12. November 1918. 1920 fand ein Aufmarsch auf der Ringstraße statt, allen voran die CS/ÖVP Politiker Ignaz Seipel und Leopold Kunschak, die eine antisemitische Haltung vertraten. 1932 versammelten sich Parteimitglieder vor dem Hotel Imperial zum Nationalsozialistischer Gauparteitag in Wien. 1938 zog Adolf Hitler über die Ringstraße zum Heldenplatz, wo die Nationalsozialisten die „Feierlichkeiten“ des Anschlusses Österreich abhalten. 1952 fand ein Friedensmarsch der Frauenorganisation der Kommunistischen Partei Österreichs über die Wiener Ringstraße statt. 1967, Studenten demonstrierten am Ring für die Erhöhung des Kulturbudgets. Das Bildmaterial dokumentiert die Wiener Ringstraße als Ort des politischen Geschehens und der Geschichtsschreibung Österreichs.
| ![]() Ausrufung der Republik Deutschösterreich |
![]() Demonstration | ![]() Studenten-demonstration in Wien für die Erhöhung des Kulturbudget, Zug von Universität zum Parlament, Transparente |
Bis heute ist die Wiener Ringstraße Ort des öffentlichen Lebens in Wien. Es finden jährlich verschiedene Demonstrationen und Kundgebungen statt. Seit ihrer ersten Durchführung im Jahr 1996 hat sich die Regenbogenparade, welche über den Ring zieht, zu einem bedeutenden Symbol für Solidarität, Akzeptanz und Gleichberechtigung etabliert. Seit 2013 wird jährlich der ehemalige WKR Ball der deutsch-nationalen Burschenschaften, nun von der FPÖ unter dem Namen Wiener Akademikerball in der Hofburg ausgetragen. Als Gegenveranstaltung finden ebenfalls jährlich Kundgebungen und Demonstrationen gegen diese Veranstaltung statt. 1993 versammelten 250.000 bis 300.000 Menschen auf dem Heldenplatz und der Ringstraße und demonstrierten damals mit dem “Lichtermeer” gegen Ausländerfeindlichkeit und die Asylpolitik der Schwarz-Blauen Koalition. Die Ringstraße lädt aber auch heute wie damals zum Flanieren, in einen der anliegenden Parks oder zu einem Sommerabend am Kanal ein. Die Ringstraße mit ihren Prachtbauten ist nicht nur Anziehungspunkt für Touristen und Touristinnen und bis heute Pracht-, Repräsentations-, Verkehrs- und Einkaufsstraße Wiens (Wiener Ringstraßen Galerien). Die Wiener Ringstraße beherbergt meherere Universitäten, die Hautpuniversität Wien, die Universität für angewandte und bildende Kunst, verschiedene Kulturinstitutionen, die Oper, das Kunst- und Naturhistorische Museum, das Museum für angewandte Kunst. Das Rathaus, das Parlament und die Börse, wo amtierende Politiker und Politikerinnen und Wirtschaftsexperten Österreichs arbeiten, haben ihren Sitz hier. Die Wiener Ringstraße ist ein wichtiger öffentlicher Repräsentationsraum für verschiedene Meinungen und verschiedener politscher Inhalte und spiegelt daher auch die Vielfältigkeit und Spannungen des öffentlichen Lebens in all seinen Facetten wieder. |
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- Wien 1, Ringstraße
- Wien 8, Josefstädter Glacis
- Wien 1, Ringstraße
- Wien 1, Ringstraße
- Wien 1, Schleifung der Basteien
- Wien 1, Burgtheater
- Wien 1, Parlament
- Wien 1, Ringstraße
- Wien 1, Opernring
- Wien 1, Luegerplatz
- Zeitschriftenartikel "Joseph Binder. Wien - New York" (vom Bearbeiter vergebener Titel)
- Ausrufung der Republik Deutschösterreich
- Nationalsozialistischer Gauparteitag in Wien
- Hitlers Einzug in Wien
- Demonstration
- Studenten-demonstration in Wien für die Erhöhung des Kulturbudget, Zug von Universität zum Parlament, Transparente
- [1] Das Smartwork Stadtentwicklung
../../display/smartworks/Urbanisierung+und+Stadtentwicklung - [2] Das Smartwork Demonstrationskultur
../../display/smartworks/Demonstrationskultur - [3] Hermann Bahr. Die Ringstraße, in: Wunberg Gotthardt (Hrsg.). Die Wiener Moderne. Literatur, Kunst und Musik zwischen 1890 und 1910, Reclam, Stuttgardt, 2004, S. 106-108.
http://static1.squarespace.com/static/501d8695c4aaff0be5e54bcd/t/54b42e6be4b0f454a345b9d7/1421094507795/Bahr+-+Die+Ringstrasse.pdf - [4] Wiener Ringstraße. Größter Stadtumbau Europas, ein Beitarg vom Deutschlandfunk
http://www.deutschlandfunk.de/wiener-ringstrasse-groesster-stadtumbau-europas.871.de.html?dram:article_id=318568
- Wien 1, Ringstraße - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB
- Wien 8, Josefstädter Glacis - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB
- Wien 1, Ringstraße - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB
- Wien 1, Ringstraße - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB
- Wien 1, Schleifung der Basteien - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB
- Wien 1, Burgtheater - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB / Zvacek
- Wien 1, Parlament - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB
- Wien 1, Ringstraße - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB
- Wien 1, Opernring - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB
- Wien 1, Luegerplatz - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB
- Zeitschriftenartikel "Joseph Binder. Wien - New York" (vom Bearbeiter vergebener Titel) - MAK – Museum für angewandte Kunst, In Copyright
- Ausrufung der Republik Deutschösterreich - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB
- Nationalsozialistischer Gauparteitag in Wien - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB
- Hitlers Einzug in Wien - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB
- Demonstration - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB
- Studenten-demonstration in Wien für die Erhöhung des Kulturbudget, Zug von Universität zum Parlament, Transparente - Österreichische Nationalbibliothek, ÖNB / Kern, F.
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